StadtAA/00058/VerschProv/Schätze/2 Saurzapfs Genealogie und Stammbäume adelicher Geschlechter (Serie)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Institution:Stadtarchiv Augsburg
Bestand:Selekt "Schätze"
Signatur:StadtAA/00058/VerschProv/Schätze/2
Titel:Saurzapfs Genealogie und Stammbäume adelicher Geschlechter
Stufe:Serie

Angaben zum Kontext

Provenienz / Aktenbildner:nicht erfasst

Weitere Bemerkungen

Bemerkungen:Jacob von Saurzapf war der Nachkomme eines alten Hammerherrengeschlechts aus der Oberpfalz (1). Sein Vater Erasmus hatte als Eisenhändler, Bergwerksbesitzer und seit 1537 Bürgermeister zu Sulzbach Karriere gemacht, seine Mutter war Anna Löneysen, Tochter des Sigmund Löneysen zu Weihersberg und Anna Saurzapf. Als Jakob von Saurzapf am 25. August 1585 verstarb, hinterließ er eine zweibändige umfangreiche genealogische Materialsammlung. Im zweiten Band (fol. 576 v – 576 r) wird auf sechs Seiten die Generationenfolge des eigenen Geschlechts dokumentiert, doch er selbst nimmt in seinem Werk sehr wenig Platz ein (fol. 578 r). Der Eintrag nennt nur das Todesjahr, Familienstand und Wohnort: „coelebs Augusta“. Dabei hätten die Verwandten allen Grund gehabt, den Junggesellen und Faktor der Fugger wortreich zu würdigen. Dank seiner guten Beziehungen zum Hof Kaiser Ferdinands erreichte er 1555, dass er zusammen mit den Brüdern Pangraz, Georg und Bartholomäus in den erblichen Adelsstand erhoben wurde. Zudem hinterließ er ein großes Vermögen, als Haupterben hatte er seinen Bruder Georg (1525-1583), fürstlichen Rat und Landschreiber zu Sulzbach, eingesetzt (2).

Im Stadtarchiv Augsburg werden Saurzapfs Aufzeichnungen unter dem Titel „Saurzapfs Genealogie und Stammbäume adelicher Geschlechter“ im Bestand „Schätze“, einem Selekt aus dem 19. Jahrhundert, verwahrt. Der schlechte Zustand der beiden Bände machte 2013 eine umfassende Restaurierung notwendig. Dank einer Spendenaktion, die der Freundeskreis Stadtarchiv Augsburg e.V. organisierte, konnte durch die Firma Schempp Bestanderhaltung GmbH diese einzigartige genealogische Quelle wieder in einen benützbaren Zustand gebracht werden.

Leider finden sich in den Aufzeichnungen keine Besitzvermerke. Bei der Bearbeitung hat es sich herausgestellt, dass wohl nur der kleinere Teil des Inhalts auf Jacob Saurzapf selbst zurückgeht. Er war, wie bei den Ehrenbüchern der Patrizier, der „Fundator“ und die nachfolgenden Eigentümer haben ihrerseits Einträge aktualisiert bzw. neu gemacht. Die Epigramme, die im Band 1 auf den zweiten Index folgen, würdigen Sebastian Saurzapf (ƚ 1634), Hofrat und Pfleger zu Mindelheim, der einzige Sohn von Jacobs Bruder Bartholomäus (ƚ 1598), der das Erwachsenenalter erreicht hat. Dieser Umstand lässt den Schluss zu, dass die meisten Ergänzungen von Bartholomäus und Sebastian stammen. Der zeitliche Schwerpunkt liegt auf dem 15. und 16. Jahrhundert. Einzelne Genealogien wie z.B. die der Nürnberger Patrizierfamilie Schürstab (574 v), beginnen schon im späten 12. Jahrhundert. In den ersten Dekaden des 17. Jahrhunderts kam es noch zu einigen Ergänzungen, z.B. Wolf Simon von Römerstall, 1630 bischöflich Augsburgischer Rat und Pfleger zu Füssen (518 r). Insgesamt weist dieser Eintrag drei Schreiberhände auf. Geographisch liegt der Schwerpunkt auf der Oberpfalz, Franken und Schwaben. Neben den Genealogien finden sich auch immer wieder Namen einzelner Personen, häufig Kanoniker, Ordensfrauen sowie Hof- und Verwaltungsbeamte. Bei Magister Mengotus (Bd. II, 415 r), einem Arzt der 1370 im Kloster Heilsbronn bestattet wurde, notierte der Schreiber sogar den Text des Votivbilds (3). Grabinschriften dienten insgesamt häufig als Quelle, ebenso Chroniken, Turnierbücher und Urkunden. Jenseits einer groben alphabetischen Ordnung lassen sich keine Kriterien bei der Auswahl und Gewichtung der Geschlechter und Individuen erkennen. Während die Ahnenreihen der Fugger auf sechs Seiten Platz finden (243 r – 245 v), wird die Geschichte der Rehlinger (Augsburger Patriziat) auf 15 Seiten ausführlich beschrieben (539 r – 546 r).

Saurzapfs Genealogie und Stammbäume adelicher Geschlechter liegt in zwei Bänden vor: I. Band: A – J, fol. 1–366; II. Band: K – Z, fol. 367–721. Auf den ersten Seiten sind zwei Indices, die von mindestens drei Schreibern angelegt wurden. Es handelt sich dabei leider um teilweise fehlerhafte Blattzählungen. Daher hat man sich im Stadtarchiv entschlossen, einen neuen Index zu erstellen, um die Benützung zu erleichtern. Zu diesem Zweck nahm man, wenn möglich, auch die aktuelle Schreibweise auf sowie Angaben zum Stand auf. Außerdem wurde in diesem Index zwischen Geschlechtern, Namenslisten von Institutionen und einzelnen Personen durch Farbgebung unterschieden.

Das Familienwappen als Identifikationssymbol (4)

Das Familienwappen ist das Identifikationssymbol eines Geschlechts. Dabei sind beide Bedeutungen des Wortes „identifizieren“ zu berücksichtigen. Sowohl diente das Wappen dazu, eine Familie eindeutig erkennen zu können („zu identifizieren“) als auch ein identitätsstiftendes Bild für sich und die Öffentlichkeit zu schaffen („sich identifizieren“). Es ist deswegen nicht verwunderlich, dass die Einträge in den beiden Bänden der Saurzapf-Genealogien mit zahlreichen Wappenabbildungen ausgestattet sind. Schon die einleitende Wappenschau Augsburger Patrizierfamilien zeigt, dass es sich bei den Wappen nicht um bloße Erkennungssymbole handelt (3 r bis 5 v [Bd. I, 57 bis 62]). Auf sechs Seiten werden dem Leser an dieser Stelle die Wappen bereits abgestorbener wie auch blühender Geschlechter der Augsburger Stadtregierung präsentiert. Hiermit wird das Bild einer historisch legitimierten Stadt- und Herrschergemeinschaft geschaffen. Auffällig ist, dass die Familie Saurzapf keine Probleme hatte, nicht unter diesen Wappen aufgeführt zu werden (bedeutenden Einfluss übten dagegen ihre Familienzweige in der Oberpfalz aus). Offensichtlich ging es den Autoren vielmehr darum, sich mit ihrer Stadt und deren Geschichte zu identifizieren.

Die gezeigten Augsburger Wappen sind von Hand mit Tinte auf das Blatt skizziert. Buchstabenkürzel kennzeichnen die Farbgebung, wovon nur rot und blau tatsächlich ausgemalt sind. Weiße und gelbe Felder bleiben hingegen leer und schwarze erhalten eine Schraffur. (Unter diesen Wappen ist keine grüne Farbe zu sehen, welche in der Heraldik auch deutlich weniger Verwendung findet.) Die aufgetragene rote Farbe dunkelte mit der Zeit zu einem Braunton aus. In den folgenden Einträgen finden sich in beiden Bänden noch eine Menge weiterer von Hand eingefügter Wappen. Eine Vielzahl davon sind ebenfalls koloriert, doch nun überwiegend mit kräftigen Farben. Neben rot und blau sind ebenso schwarz, grün und gelb ausgeführt. Die Helme auf den Schilden sind jeweils gelb eingefärbt.

Wie bereits für die im Text niedergeschriebenen Daten wird ebenso das Wissen zu den Wappen unter anderem aus Chroniken und Grabinschriften geschöpft. So finden sich beispielsweise bei den Wappen der schweizer Familien „Bälber zu Winterthür“ und „Bälber von Tägerfeldt“ die Verweise „Stumpfius lib. 5. fol. 112.“ und „Stumpfius lib. 6. fol. 131.“ (114 r [Bd. I, 283]). Diese Kürzel beziehen sich auf eine Chronik des reformierten Theologen Johannes Stumpf, die in zwei Bänden in den Jahren 1547 und 1548 in Zürich erschien („Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung“).

Auch Grabsteine und Epitaphe bilden eine reiche Quelle für heraldische Forschungen. Die Steinmetzarbeiten dienen nicht nur zur Memoria der verstorbenen Person, sondern ebenso der Repräsentation und Identidätsstiftung derer Familie, was vor allem die abgebildeten Familienwappen zum Ausdruck bringen. Es fällt auf, dass in den beiden Bänden Saurzapfs wiederholt Wappen in 4er, 8er oder 16er-Gruppen meist zu je zwei Reihen aufgeführt sind (15 r, 44 v, 155 r, 208 v, 246 r, 383 v, 387 v, 412 r, 435 r, 498 v, 644 r, 649 r, 702 r [Bd. I, 81, 142, 365, 472, 549; Bd. II, 38, 46, 99, 154, 272, 571, 583, 689]). Dies ist eine typische Darstellungsweise auf Grabsteinen und Epitaphen, bei der in einer festgelegten Reihenfolge die Ahnen väterlicher- und mütterlicherseits aufgezeigt werden. Gegen Ende des zweiten Bandes sind für die Familie „Zeller“ zwei Grabsteine mit jeweils vier Wappen säuberlich abskizziert und noch zwei weitere Wappen beigefügt (702 r [Bd. II, 689]). Im dazugehörigen Texteintrag wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Wappengruppen von zwei Grabsteinen stammen würden und das andere Paar auf einem Fenster zu sehen sei.

Die Verfasser begnügt sich nicht immer nur damit, einem Eintrag das dazugehörige Familienwappen beizugeben, sondern versucht desgleichen Änderungen und Variationen des Wappens aufzuzeigen und in Verbindung mit der Genealogie und Familiengeschichte zu stellen. So ist für die Augsburger Patrizierfamilie Ilsung die Entwicklung des Familienwappens von dem „Ald Wappen“ zum „Neu Wappen“ dokumentiert (362 r [Bd. I, 781]). Dabei wurde der Flug in der Helmzier durch Büffelhörner ersetzt, die mit Pfauenfedern bestückt sind. Ein beigefügter lateinischer Text bezeugt, dass diese Wappenbesserung durch Kaiser Karl V. verliehen worden sein soll. Solche vom Landesherrn empfangene Wappenbesserungen dienten als repräsentative Symbole, um den Aufstieg der Familie sinnbildlich nach außen als auch innerhalb der eigenen Familiengeschichte zum Ausdruck zu bringen. In Diensten der Habsburger führten die Ilsung bedeutende Ämter aus, wurden zu Reichsrittern erhoben und erlangten schließlich den Freiherrenstand.

Die meisten Wappen, die in Saurzapfs Genealogie abgebildet werden, sind jedoch nicht handgezeichnet, sondern aus den Wappenbüchern von Johann Siebmacher herausgeschnitten und eingeklebt worden. Dieses zweibändige Werk erschien unter dem Titel „New Wapenbuch“ in den Jahren 1605 sowie 1608 in Nürnberg und erlangte mehrfache Auflagen mit weiteren Ergänzungen. In den beiden Bänden werden auf Kupferstiche die Wappen von Königreichen, Herrschaften und Städten gezeigt. Den umfangreichsten Teil der über 3400 aufgeführten Wappen bilden aber deutsche Familienwappen, die nach Regionen geordnet sind. Den Autoren der Saurzapf-Geneaologie diente diese ansehnliche Sammlung als willkommenes Quellenmaterial, um ihre Einträge mit umfangreichem Bildmaterial zu bereichern. Die Wappen sind bereits im Druck mit Buchstabenkürzeln für eine Kolorierung versehen worden, der bei fast allen der eingeklebten Wappen auch nachgegangen wurde. Zusätzlich fügten die Autoren den Wappen Verweise bei, an welchen Stellen diese im Siebmacher zu finden seien.

Die Wappen müssen dabei erst von den späteren Autoren der Genealogie eingeklebt worden sein, was sich gut am Beispiel des Eintrages der Familie „Kreutt“ nachweisen lässt (129 v [Bd. I, 314]). Der Verweis für das eingeklebte Wappen weist eine andere Handschrift und Färbung der Tinte auf als der eigentliche Texteintrag. Außerdem unterscheidet sich die im Eintrag verwendeten Schreibweisen des Familiennamens „Kreutt“ und „Kreut“ von der Betitelung „Kreit“ aus dem Siebmacher. Mit dem eingeklebten Wappen wurde zudem teilweise die Schrift des älteren Texteintrages überdeckt. Dem Eintrag ist bereits eine handgezeichnete Version des Wappens beigefügt worden, welches sich nicht wesentlich von dem Wappen aus dem Siebmacher unterscheidet. Wäre das gedruckte Wappen schon bei der Abfassung des Eintrages mit eingeklebt worden, hätte dies eine zusätzliche Handskizze überflüssig gemacht.

Die Wappen aus dem Siebmacher stimmen nicht immer mit den tatsächlich geführten Wappen der im Eintrag genannten Familien überein, sondern teilen mit diesem zuweilen nur den Familiennamen. Dies wird aber dem Autor zu mindestens teilweise bewusst gewesen sein. So skizzierte bereits der ältere Schreiber das korrekte Wappen zum Eintrag der Familie „Braitenbach“ vor (79 r [Bd. I, 213]). Nachfolgend wurde jedoch aus dem Siebmacher nicht nur das entsprechende Wappen in gedruckter Form hinzugefügt, sondern daneben weitere Wappen anderer Familien gleichen oder ähnlichen Namens. Es scheint also vielmehr, dass der vorhandene Eintrag als alphabetischer Ablageort genutzt wurde, um möglichst viele Wappen einzukleben und damit dokumentieren zu können. In gewisser Weise entlastet sich der Autor auch mit den hinzugefügten Verweisen, an welcher Stelle das Wappen im Siebmacher zu finden sei, da dazu die geographischen Regionen der Familien genannt werden.

Neben den Wappen aus dem Siebmacher sind ebenfalls vereinzelt Wappen aus anderen Wappenbüchern herausgeschnitten und eingeklebt, vermehrt im zweiten Band. Es fehlen aber Verweise, aus welchen Werken diese stammen, so dass sich die Wappen bisher nur grob in unterschiedliche Gruppen zusammenfassen lassen. Die erste zu identifizierende Gruppe der Wappen sind als Holzschnitte gefertigt (95 r, 126 r, 199 r, 497 v, 655 v, 665 r, 676 r [Bd. I, 245, 307, 453; Bd. II, 270, 596, 615, 637]). Es treten zwar Unterschiede im Druck auf, indem verschiedene Fraktur- und Antiquatypen zur Betitelung genutzt werden. Dagegen ist teilweise die Rahmung, an der die Papierstücke ausgeschnitten wurden, ähnlich oder identisch. Dadurch lässt sich nur schwer sagen, ob diese Wappen nur aus einem einzigen Werk entnommen wurden, oder aus verschiedenen Wappenbüchern stammen. Eine weitere Gruppe von fünf Wappen ist mit der Verwendung des Kupferstichverfahrens wesentlich feiner ausgearbeitet (148 r, 385 v, 428 v, 432 r, 502 v, 704 r [Bd. I, 351; Bd. II, 42, 132, 139, 280, 693]). Oftmals sind die Wappenschilde von wuchtigem Rollwerk eingefasst. Daneben finden sich noch eine weitere im Kupferstich ausgeführte Wappen-Serie (445 r, 641 r, 657 r [Bd. II, 165, 565, 599]). Diese Wappen sind in Kartuschen gesetzt, die von reichem Knorpelwerk eingerahmt werden, welches sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreute. Zuletzt findet sich noch eine Schablone im Holzschnitt für zwei Wappen mit leeren Schilden und darüber jeweils einen Helm mit Helmdecke (538 v [Bd. II, 356]). Diese erleichterte dem Autor die Zeichenarbeit, so dass er nur noch die Wappenfiguren sowie die Helmzier einzufügen brauchte.

Saurzapfs Genealogie verdeutlicht mit der großen Anzahl an Wappen, die den Texteinträgen in vielschichtiger Weise zur Seite gestellt sind, die hohe gesellschaftliche Bedeutung heraldischer Bildung und den Bedarf, diese in gebündelter Form zugänglich zu machen.


(1) Hans Nikol, Die Herren von Saurzapf. Geschichte eines Hammerherrengeschlechts der Oberpfalz, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 114 (1974), S. 127-214.
(2) Nikol, Saurzapf, S. 154.
(3) Der genaue Inhalt des Votivbilds findet sich bei Georg Muck, Geschichte von Kloster Heilsbronn, 3.Band, Nördlingen 1880, S. 255 f.
(4) Diese Analyse der Familienwappen hat freundlicherweise Andreas Huber M.A. verfasst.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://recherche-stadtarchiv.augsburg.de/scopeQuery/detail.aspx?ID=632042
 

Social Media

Weiterempfehlen
 
Startseite|Anmelden|de en
Online-Archivkatalog des Stadtarchivs Augsburg